Hitze und Trockenheit und deren Auswirkungen auf unsere Golfplätze

von Rainer Preißmann (Architekt des Nordplatzes)

Nicht nur bei uns Golferinnen und Golfern steigt das gesundheitliche Risiko mit zunehmenden und anhaltenden Temperaturen, die in diesem Monat fast an der 40°C Marke gekratzt haben. 
Auch der Rasen hat mit der Hitze zu kämpfen.  
Während uns niemand zwingt, sich in der Freizeit den Temperaturen und der knallenden Sonne auszusetzen und sich stattdessen ein schattiges Plätzchen zu suchen, sind die Rasenflächen auf unseren Golfplätzen der Hitze und Sonneneinstrahlung schonungslos ausgesetzt. 

Die Folgen: vertrocknete Roughs, Semiroughs und Spielbahnen und Trockenschäden selbst auf den Grüns, begegnen uns immer häufiger. 

Aber was sind die Ursachen? 

Die Folgen des Klimawandels
Insbesondere Änderungen in den Temperaturverläufen und dem Niederschlagsverhalten können große Einflüsse auf die Vegetationsbestände unserer Golfanlagen haben. Die Vegetationszeit, gleichzeitig in Deutschland unsere Hauptspielsaison, ist zunehmend geprägt von extremen Niederschlagsereignissen, oft verbunden mit Stürmen, unterbrochen von Hitze- und Trockenperioden. 

Gräser sind geduldig 
In der Regel kommt der Rasen ganz gut mit den sommerlichen Rahmenbedingungen wie Trockenheit, Hitze, funktionsbedingter tiefer Schnitt, hohe Belastung durch intensiven Spielbetrieb zurecht. Das gilt insbesondere bei einer dem Standort angepassten Gräserauswahl und einem fachgerechten Pflegemanagement hinsichtlich Filzabbau, Düngerdosierung, Beregnung und Belüftung. 
Wir erleben aber immer wieder Situationen, wie bereits in 2003, als vergleichbare Temperatur-Extreme in Kombination mit langanhaltenden Trockenheitsperioden zu Erscheinungen wie in diesem Jahr führten. Bereits im August 2003 hat der Dipl.-Agr. Biologe Martin Bocksch einen Artikel zum Thema „Sommer-Stress für Rasen“ veröffentlicht, nachzulesen unter www.rasengesellschaft.de/content/rasenthema/2003/08.php. Interessant sind aus diesem Artikel einige „harte“ Fakten, im Folgenden erläutert. 

Wasserbedarf Mit zunehmenden Temperaturen steigt der generelle Wasserverbrauch des Rasens von ca. 2 l / m² Rasenfläche bei 20 °C auf 5 l / m² bei 30 °C. Abhängig von der Gräserzusammensetzung und durch Windeinfluss kann sich dieser Verbrauch noch weiter erhöhen. Da Rasengräser bis zu 90% aus Wasser bestehen, das für Stoffwechselprozesse, den Nährstofftransport und die Kühlung der Pflanze zwingend benötigt wird, können bereits Wasser-Verluste in einer Größenordnung von 5 – 10% zum Absterben der Pflanze führen. Das gilt vor allem für die Poa annua, die Jährige Rispe, deren Ausfall sich insbesondere bei Grüns drastisch mit braunen Flecken bemerkbar macht. 

Bodentemperatur und Austrocknung 
Bocksch weist daraufhin, dass nicht allein die Auswirkungen auf die oberirdischen Teile der Pflanzen zum Hitzetod führen können, sondern dass „eine hohe Bodentemperatur die wesentlich schlimmere Hitzegefahr für die Pflanzen bedeutet.“ Bereits ab 20 - 25°C Bodentemperatur nimmt das Wurzelwachstum ab und kommt bei 30°C zum Stillstand. Über 32°C ist die Wurzelfunktion gestört, was zur Wachs-tumsverringerung der oberirdischen Pflanzenteile führt. 

Ab 40 °C Lufttemperatur und entsprechender Sonneneinstrahlung sterben auch die oberirdischen Pflanzenteile ab. Hinzu kommt, dass sich der Boden außerhalb der regelmäßig beregneten Flächen – also bei vielen Plätzen auch auf den Spielbahnen - dabei in einem Zustand der extremen Austrocknung befindet. Das macht die Wiederbefeuchtung schwierig, weil das Wasser nicht versickern kann, sondern abgestoßen wird und verdunstet. Und bei Starkregen landet das Wasser dann nur noch in den Vorflutern und nicht an den Pflanzenwurzeln, wo es dringend benötigt wird. 

Rasenfilz 
Ein anderer Aspekt, der häufig unterschätzt wird, ist die Notwendigkeit, regelmäßig den Rasenfilz abzubauen. Dies gilt insbesondere für die Grüns, eigentlich aber für alle Rasenflächen, die einer Intensivnutzung unterliegen. 
Rasenfilz entsteht aus abgestorbenen Pflanzenteilen und wirkt, wenn er nicht regelmäßig entfernt wird, bei Feuchtigkeit wie ein Schwamm, nimmt aber im trockenen Zustand nur schwer Wasser auf und kann zu Trockenstellen führen. 
Beide Effekte können weiche Rasenflächen, Verdichtungen, Spuren und Pitchmarken auf den Grüns zur Folge haben. Dazu kommt, dass das Filzmilieu im feuchten Zustand die Wachstumsbedingungen der Poa annua, der Jährigen Rispe, begünstigt. Und diese stirbt als erstes ab, wenn die Wasserversorgung ausbleibt und Boden- und Lufttemperaturen steigen. 

Werden sich die Rasenflächen wieder erholen? 
Die Regenerationsfähigkeit ist abhängig von der Gräserart und in welchem Versorgungszustand die Gräser waren und kann daher sehr unterschiedlich sein. Dauer und Intensität der Hitze und Trockenheit in diesem Sommer lassen erwarten, dass sich manche Flächen gar nicht, nur unzulänglich und langsam oder sehr lückig erholen werden. Insofern wird bei vielen Clubs ab dem Spätsommer zusätzlich zu ihrem allgemeinen Pflegeprogramm auch das Thema „Sanierung und Narbenerneuerung“ mit entsprechenden Regenerationsmaßnahmen und Nachsaaten anstehen. 

Erfahrene Head Greenkeeper wie David Duke sind mit den beschriebenen Phänomenen und all den erforderlichen Maßnahmen zur Grasnarbenerhaltung und ggf. auch Wiederherstellung vertraut und wissen, welche Belastungen dem Rasen noch zugemutet werden können. Sie sind aber auch abhängig von den Standortverhältnissen und der Verfügbarkeit der natürlichen Ressourcen und häufig auch von Entscheidungen, die in der Vergangenheit bei der Gräser-Auswahl getroffen worden sind und die sie heute vor schwierige Aufgaben stellen. 
Und die Rasenzüchter arbeiten hoffentlich unter Hochdruck weiterhin an hitze- und trockenkeitsverträglicheren Rasengräsern, die auch auf unseren Standorten mit den beschriebenen Extremen gedeihen können.

Zum Thema Selbstverpflichtung 
Aber auch wir Golferinnen und Golfer sind gefragt, wenn es um die nachhaltige Erhaltung der Nutzbarkeit der Golfplätze geht. 

Während wir uns damit abgefunden haben, dass im Winter und auch in den Übergangszeiten insb. nach langen Regenperioden oder Starkregenereignissen, der Golfplatz „geschont“ werden muss und zur Vermeidung von Fahrspuren und Verdichtungen, auch mal aufs Golfcart und selbst den Trolley verzichtet wird, erwartet man eigentlich in der besten Saison ein ungetrübtes Golfvergnügen. 
Wir werden uns aber wahrscheinlich auf lange Sicht auf diese Phänomene einstellen müssen und müssen ggf. auch Einschränkungen im Spielbetrieb in Kauf nehmen. Beispielsweise dann, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass es durch eine zu intensive Nutzung – z.B. durch Golfcarts – zu weiteren Verdichtungen der Grasnarbe mit der Folge kommt, dass die Gräser sich nicht mehr erholen können und absterben. 

Essen, den 12.8.2018 
Rainer Preißmann 
Golf- und Landschaftsarchitekt BDLA / EIGCA 
Past President EIGCA